„Hoffentlich haben wir schönes Wetter an unserem Hochzeitstag.“
Ich habe wirklich viel mit Brautpaaren zu tun. Und dieser Satz fällt so ziemlich in jedem Gespräch. Ich verstehe das, ich habe ihn vor meiner eigenen Hochzeit ungefähr 7.254 Mal gesagt. Ein Jahr vor dem Termin schon zum ersten Mal und am Tag vor der kirchlichen Trauung war endgültig klar, dass sich das nicht ausgehen wird. Meine Enttäuschung war groß, denn wir hatten geplant, all unsere 123 Gäste mit der Gondel auf 2.200m Seehöhe zu transportieren, um in den Tiroler Bergen auf einer Almhütte zu feiern. Das wäre bei Sonnenschein natürlich ein Traum gewesen.
Die Realität
Am Tag vor der Hochzeit sind wir also aufgewacht und die Bergspitzen, die meinen Heimatort umgeben, waren weiß. Ja, weiß. Schnee! Dementsprechend kalt war es auch, die dichten Nebelschwaden haben sich ihren Weg hinunter ins Tal gebahnt und uns zwar keinen Schnee, aber ungemütlichen Regen mitgebracht. An sich nichts Ungewöhnliches in den Alpen, ich kenne Schnee in jeden Monat des Jahres. Aber warum gerade an meinem Hochzeitstag, warum in diesem Jahr am 1. Juli? Mein Kleid war ein Hauch von nichts und natürlich hatte ich nicht vorgesorgt und mir etwas zum Drüberziehen besorgt, ich wollte ja mein Kleid herzeigen. Und so habe ich habe alles versucht, meine Gefühle zu überspielen. Jetzt war es also tatsächlich so: Mein Hochzeitstag würde total verregnet und kalt werden.
Der Hochzeitstag
Am Morgen des 1. Juli sind wir aufgewacht und es war ein bisschen sonnig, aber kalt. 13 Grad. Mein Kleid noch immer ein Hauch von nichts. Als ich dann mit dem Auto zur Kirche gefahren wurde, hat es schon genieselt und am Ende der Trauung sagt die Fotografin: „Silvi, draußen schüttet es“. Ich kanns eh nicht ändern, hab ich mir gedacht, und so sind wir – frisch getraut – Richtung Kirchenausgang marschiert. Wir öffnen die Tür und zack, ein zaghaftes Sonnenfenster tut sich auf, der nasse Boden glänzt und die Schirme werden wieder abgespannt. Wir sind dann alle mit der Gondel rauf auf den Berg, die Gäste haben es sich in und vor der Hütte gemütlich gemacht, wir haben noch Fotos geschossen und als ich und mein Mann in die Hütte gekommen sind, hat es draußen wieder angefangen zu wascheln. Das war wohl unser Geschenk. Gute zwei Stunden Regenpause zur wichtigsten Zeit.
Am Ende zählt was Anderes
Und wisst ihr was? Es war richtig gemütlich in der Hütte. Viele Gäste sind auch draußen gestanden zum Rauchen, zum Nagelspiel spielen (muss sein auf einer Almhütte, oder?), zum Tratschen, zum Atmen und die Aussicht auf mein Dorf zu genießen, das immer wieder im Nebel versank. An diesem einen Tag habe ich nicht mehr über das Wetter nachgedacht, denn es war total unbedeutend. Wir waren alle zusammen, wir hatten Spaß und das Wichtigste: Wir haben geheiratet. Darum ging es ja schließlich. Und die Fotos sind der Hammer, dank der einzigartigen, fast schon dramatischen Stimmung in den Bergen.
Tipps für eure Hochzeit
Ich verstehe natürlich, dass es was Anderes ist, wenn die Trauung im Freien geplant ist. Also empfehle ich, einen super coolen Plan B zu haben, mit dem ihr auch zufrieden seid. Und bestimmt eine Person, die am großen Tag entscheidet, ob draußen oder doch drinnen geheiratet wird – wenn das Wetter wechselhaft und die Prognose unsicher ist, könnte das jemand in die Hand nehmen, der nicht so nervös ist, wie ihr beide. Beziehungsweise jemand, der in Absprache mit euch entscheidet. Oder es gibt bei eurer Location ein großes Zelt für alle Gäste und für uns. Im verrücktesten Fall unterbrechen wir unsere Trauung und laufen alle nach drinnen.
Und die Fotos?
Es regnet fast nie den ganzen Tag durchgehend und der/die FotografIn könnte ja mit schönen Schirmen oder anderen Accessoires vorsorgen. Glaubt mir, bei Regen entstehen die schönsten Bilder und die wenigsten Fotografen lieben die pralle Sonne. Harte Schatten im Gesicht und so, aber da fragt ihr am besten eure Fotografin / euren Fotografen.
Zusammenfassend möchte ich euch Mut zusprechen. Das Wetter ist eines der wenigen Dinge, das wir nicht in der Hand haben. Auch an unserem Hochzeitstag nicht. Aber es entscheidet nicht darüber, ob ihr ein gutes Fest habt oder nicht. Oder ob ihr glücklich seid, endlich JA zu sagen. Es ist nur das Wetter.
Ich wünsch euch eine entspannte Vorbereitung!
Alles LIEBE, Eure Silvi